Der Altar

Die Mitte unserer Pfarrkirche ist der Altartisch, auf der Altarinsel hereingerückt in die Gemeinde, die sich um ihn auf drei Seiten versammelt. Altäre waren in vielen Religionen und auch im vorchristlichen Judentum aus Stein, Erde oder Metall, auf denen Opfergaben als Ausdruck der Verehrung für Gott oder Götter ausgegossen oder verbrannt wurden. Die Urchristen in Jerusalem besuchten anfangs noch den Tempel in dieser Stadt mit seinen Altären für Rauch- und Brandopfer. Aber immer deutlicher wurden sie zu Fremden in diesem Tempel, der von den Römern im Jahr 70 n. Chr. für immer zerstört wurde. Die Christen vollzogen von Anfang an das ihnen beim Letzten Abendmahl von Jesus aufgetragene Vermächtnis: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ (Lk 22,19) in der Gestalt eines Mahles.

Die christlichen Gemeinden hatten zuerst noch keine Kirchen und feierten dieses Vermächtnis, das sie Eucharistie (Danksagung) nannten in ihren Wohnhäusern. Was sie feierten, war nicht einfach eine Mahlzeit zur Erinnerung an Jesus, sondern die Vergegenwärtigung seines Leidens und Sterbens, seiner Auferstehung und seiner sakramentalen Gegenwart im Zeichen eines stilisierten Mahles mit Brot und Wein, dessen innerstes Geheimnis die Selbsthingabe Jesu Christi an Gott den Vater ist, in welche die Mitfeiernden hinein genommen werden. Sobald die christlichen Gemeinden aus dem politisch-religiösen Untergrund in die Öffentlichkeit treten konnten, bauten sie für ihren Gottesdienst Versammlungshäuser, Kirchen, mit dem Altartisch im Mittelpunkt. Aussehen und Gestaltung des Altares änderten sich im Lauf der Jahrhunderte mit dem Wechsel des Verständnisses der Eucharistie und dem Stilwandel durch die Jahrhunderte. Es entstanden monumentale Aufbauten und Nebenaltäre, die allerdings der Symbolik des Altares als Tisch Christi schadeten. Das 2. Vatikanische Konzil legte für den erneuerten Gottesdienst fest: Der Altar soll ein einfacher Steintisch sein, mit dem Gebäude verbunden.

Nach alter kirchlicher Vorstellung ist Christus selbst der Altar. In der Ostkirche hat sich durch alle Jahrhunderte hindurch für den Altar die Bezeichnung Heiliger Tisch erhalten. Die primäre Funktion des Altares ist also nicht, wie wir es seit dem Mittelalter bis in unsere Zeit hinein immer wieder feststellen können, Unterbau für einen Tabernakel zu sein (was übrigens in den sieben römischen Hauptkirchen immer verboten war) oder Abstellmöglichkeit für Heiligenfiguren, Bilder, Reliquiare, Blumengebinde, usw.
Auf den Altar gehört, was für die Eucharistiefeier gebraucht wird: Brot, Wein, und vielleicht noch das Messbuch. Es soll auch keine oder nur wenige Nebenaltäre geben. Wenn es sich aber nicht vermeiden lässt, weil der Kirchenraum für eine kleine Eucharistiegemeinde zu groß ist, dann soll der Nebenaltar in einer vom Hauptraum der Kirche getrennten Seitenkapelle untergebracht werden. In unserer Kirche haben wir dieser Weisung entsprechend den kleinen Nebenaltar in der Sakramentskapelle errichtet.

Den Altartisch in unserer Kirche gestaltete der Bildhauer Hubert Elsässer aus einem Jurakalkblock. Die Öffnungen in diesem Stein haben keine sinnbildliche Bedeutung. Sie sollen die Schwere des Steins auflockern und sind ein Spiel des Künstlers mit dem Material.