Der Kirchenvorhof

Theater und Museen, Konzertgebäude und sogar Kinos nehmen den Besucher zuerst in einem Vorraum auf, bevor sie ihn in den eigentlichen Festraum einlassen. So kannte auch der antike christliche Kirchenbau das Atrium, einen häufig mit Säulen umgebenen Vorhof, in dem sich die Gläubigen zur Eucharistiefeier versammelten, bevor sie gemeinsam in die Basilika zur Feier einzogen. Auch die mittelalterlichen Dome hatten vielfach im sogenannten Paradies eine Eingangshalle. Denn es ist eine uralte Erfahrung aller Religionen, dass kultische Feiern die innere und äußere Bereitung der Teilnehmer voraussetzen. Diese Erkenntnis hat auch im christlichen Kirchenbau in vielen architektonischen Formen ihren Ausdruck gefunden. Das Atrium, geschmückt mit einem Brunnen fließenden Wassers, hatte mehrfache Bedeutung. Die zur Eucharistie versammelten Gläubigen kamen von der Arbeit, schmutzig und den Lärm der Straße noch in den Ohren. Da sie zuhause kein fließendes Wasser hatten, diente ihnen der Brunnen im Vorhof der Basilika als Waschgelegenheit für Gesicht und Hände und erinnerte sie im übertragenen Sinn an die Taufe, die ihnen den Zugang zur Feier der Sakramente eröffnete. So war das Atrium Ort der Besinnung und der geistlichen Sammlung vor Beginn der Feier.

Eine ähnliche Bedeutung hat der Vorhof unserer Kirche. Die große Freitreppe schafft den ersten eindrucksvollen Übergang vom Profanbereich der Straße zum gottesdienstlichen Bereich. Der Vorhof selbst ist Zone der Einstimmung. Blumenschmuck und Grünanlagen vermitteln eine freundliche Atmosphäre. Der Brunnen entspricht der strengen Linienführung des Hofes: Aus drei Quellrohren sprudelt das Wasser und fließt, betrieben von einer Umwälzpumpe, über vier große Hohlwürfel aus Schmiedestahl in ein Becken, das mit Steinblöcken gefüllt ist. Der Brunnen ist ein Werk des Kunstschmieds Otto Baier, Obermenzing, und bringt Leben in das Ensemble der Gebäude aus Beton und Ziegel, die den Hof von drei Seiten umschließen. Zugleich schenkt auch dieser Brunnen eine erste Erinnerung an die Taufe, die den Zugang zu den christlichen Mysterien erschließt. Den Brunnen verdanken wir einer Spende der NEUEN HEIMAT BAYERN.