Grußbotschaft zum Ramadan

Grußbotschaft
des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz,
Kardinal Reinhard Marx,
zum muslimischen Fastenmonat Ramadan 2014

Der Friede Gottes sei mit Ihnen!

Liebe muslimische Schwestern und Brüder,

herzlich sende ich Ihnen im Namen der Deutschen Bischofskonferenz und aller katholischen Christen in Deutschland meine aufrichtigen Wünsche zum Ramadan und zum Fest des Fastenbrechens. Möge Gott Sie in dieser Fastenzeit begleiten, Ihre Gebete segnen und Ihnen durch seine Zuwendung Frieden schenken!

Der religiös fastende Mensch erfährt sich selbst im Angesicht Gottes. Durch Fasten und Gebet werden seine Sinne geschärft, damit er den Willen Gottes besser versteht und sich der Nöte seiner Mitmenschen mit neuer Klarheit bewusst wird. Dem Fastenden wird die Einsicht geschenkt, Pilgernder vor Gott zu sein. Und in der Zeit des Fastens wird in ihm auch die Sehnsucht nach Frieden geweckt.

Mit Schmerzen müssen wir feststellen, wie weit die Welt und auch wir selbst von diesem Frieden entfernt sind. Mit besonderer Sorge blicken wir auf den Nahen Osten. „Erbittet für Jerusalem Frieden! Wer dich liebt, sei in dir geborgen. Friede wohne in deinen Mauern, in deinen Häusern Geborgenheit.“ Das ist die Forderung des Königs David an die Pilgernden, wie sie in Psalm 122 überliefert ist. Wie aktuell erscheint diese Sehnsucht nach Frieden im Vorderen Orient heute!

Dem Wunsch nach Frieden entspricht auch die arabische Begrüßungsformel „As-salam 'alaikum“–Friede sei mit dir! Viele Menschen erbitten und erhoffen gerade in diesen Tagen den Frieden für jene Region, in der die gemeinsamen Wurzeln von Judentum, Christentum und Islam liegen. Die anhaltende Gewalt, die manches Mal auch im Namen der Religion verübt wird, erfüllt uns mit Trauer. Vor diesem Hintergrund war es eine bewegende Erfahrung, dass die Präsidenten Shimon Peres und Mahmoud Abbas sowie der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I. jüngst auf Einladung von Papst Franziskus zu einer Gebetsstunde im Vatikan zusammengekommen sind. Es ist eine erhebende geistliche Erfahrung, sich trotz aller religiösen Unterschiede und politischen Differenzen zusammen vor Gott zu treffen.

Verehrte muslimische Geschwister, ich bitte Sie, sich diesem Anliegen anzuschließen und in dieser für Sie besonderen Zeit für den Frieden im Nahen Osten zu beten. Papst Franziskus hat uns allen zugerufen: „Achten und lieben wir einander als Brüder und Schwestern! Lernen wir, das Leid des anderen zu verstehen! Niemand gebrauche den Namen Gottes als Rechtfertigung für Gewalt! Arbeiten wir gemeinsam für die Gerechtigkeit und den Frieden!“

Im Geist dieses eindringlichen Aufrufs wünsche ich Ihnen und Ihren Familien im Namen der katholischen Kirche in unserem Land eine gesegnete Fastenzeit und ein glückliches Fest zum Ende des Ramadan.

Reinhard Kardinal Marx
Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz