Zur Gründung des Pfarrverbands

Liebe Gemeindemitglieder des neuen Pfarrverbandes,

jetzt ist es so weit! Aus zwei Pfarrverbänden wurde am 1. Januar 2018 ein neuer Pfarrverband, PACEM – München-Nord-Feldmoching.

Die Mitglieder der Gemeinden St. Agnes, St. Christoph, St. Johannes Evangelist, St. Matthäus und St. Peter und Paul wagen etwas Neues.

Ein Jahr lang haben wir das in einer Übergangsphase ausprobiert. Wir haben einander als Bereicherung und Ergänzung entdeckt.

In den letzten Wochen habe ich trotzdem immer wieder zu hören bekommen: „Das geht nicht! Das war bei uns schon immer so! Wo kämen wir denn da hin!?“ Kurz gesagt: bloß keine Veränderung.

Doch ohne Veränderung geht es leider nicht. Was wären wir ohne Veränderung? Alles ändert sich, wir auch. Die Natur macht es uns vor. Nach der Sommerzeit sieht es ja so aus, als würde alles absterben, aber im Frühjahr erwacht das neue Leben. Was tot schien, wird wieder lebendig. Das neue Leben wird möglich.

Meine Erfahrung im letzten Jahr als Pfarrer und Leiter zweier Pfarrverbände bestätigt die Einschätzung der Deutschen Bischöfe, die in ihrem Wort vom 1. August 2015 zur Erneuerung der Pastoral Gemeinsam Kirche sein festgestellt haben:
„Priester, die ihren Leitungsdienst in einer Pfarrei als Dienst an der Einheit sehen, werden diesen nur in Kooperation mit vielen anderen Männern und Frauen – seien sie hauptberuflich oder ehrenamtlich engagiert – wahrnehmen können.“
Um Glaube und Kirche vor Ort lebendig zu halten und mit den Menschen unterwegs sein zu können, hat es sich als sinnvoll erwiesen, Seelsorger als konkrete Ansprechpartner der Pfarreien zu benennen.
Auch ermutigen die deutschen Bischöfe explizit, Leitung gemeinschaftlich wahrzunehmen. Dieses Bemühen äußert sich im Zusammenwirken der Seelsorger/innen im Pastoralteam und des Verwaltungsleiters, durch die Zusammenarbeit mit den Kirchenverwaltungen, den Pfarrgemeinderäten und dem Pfarrverbandsrat.

Das Impulspapier der Bischöfe mündet in der Aussage, dass es „neue Beauftragungen“ braucht, und sie ermutigen dazu, „solche Dienste zu würdigen oder öffentlich zu machen, indem der Bischof oder der Pfarrer eine ausdrückliche Berufung bzw. Beauftragung ausspricht“.

Dies haben wir in den letzten Wochen in unseren Gemeinden gemacht: Ich habe die Kollegen im Seelsorgeteam mit der Leitung und als Ansprechpartner der Pfarreien – zunächst bis zum Advent 2018 – beauftragt.

Für die Bereiche der Finanzverwaltung, der Gebäude- und Personalführung wurde bereits als Verwaltungsleiter Robert Bodruzic hinzugezogen. Somit wird deutlich, dass der Pfarrer eine deutliche Unterstützung erhält und sich nicht um alles selber zu kümmern braucht.

Das liegt natürlich auch daran, dass wir immer weniger Priester haben. Aber positiv gesehen, besteht darin die Chance und der Impuls, dass jede(r) getaufte Christ(in) Mitverantwortung übernehmen kann.
Das II. Vatikanische Konzil sprach in verschiedenen Zusammenhängen von der Bedeutung der „Zeichen der Zeit“. Es sei notwendig, „nach den Zeichen der Zeit zu forschen und sie im Lichte des Evangeliums zu deuten“ (GS Art. 4).

Die Zeichen der Zeit zu erkennen, das bedeutet für mich, dass die Seelsorge verstärkt die Angelegenheit möglichst vieler unterschiedlicher Menschen in den Seelsorgebereichen sein muss. Es gibt so etwas wie den „Schatz“ der Gemeinden, in dem viele Fähigkeiten schlummern, die geweckt werden wollen.

Um diesen „Gemeindeschatz“ zu öffnen, um mit den Fähigkeiten und Talenten im pastoralen Dienst arbeiten zu können, dazu braucht es eine behutsame Hand, die die Menschen anspricht, die Interessen weckt und ihre Erfahrungen mit in die „Entscheidungsprozesse” einfließen lässt. Hier sind alle aufgerufen, am Gelingen eines lebendigen Gemeindelebens mitzuwirken.

In Zukunft brauchen wir noch mehr Christen, die ihre Erfahrungen und ihre Kompetenz wirksam einbringen.

Die Verantwortung wird dann auf mehrere Schultern verteilt, explizit auch auf Ihre. Dazu möchte ich Sie alle ermutigen! Übernehmen Sie ein Ehrenamt, um aktiv am Leben der Gemeinde teilzunehmen.

„Das geht nicht! Das war schon immer so! Wo kämen wir denn da hin!“, das bedeutet nur Stillstand. Oder um es mit dem Liedermacher Gerhard Schöne zu sagen: „Du hast es nur noch nicht probiert und darum glaubst du's nicht.“
Manches ist eben einen Versuch wert. Und wer nicht wagt, der auch nicht gewinnt.

In diesem Sinne: Herzlich willkommen!

 

Ihr Pfarrer
Johannes Kurzydem