Die Geschichte des Katholischen Männervereins

Der Katholische Männerverein Feldmoching wurde am 10. Januar 1904 gegründet. Seine Mitglieder können demnach im Januar 2014 auf eine 110-jährige Geschichte zurückblicken. Damit ist dieser Verein nach der Freiwilligen Feuerwehr Feldmoching (1870), dem Heimatverein Edelweiß (1884) und der Freiwilligen Feuerwehr Ludwigsfeld (1889) der viertälteste Verein im Stadtbezirk.

Es war damals die friedliche Zeit von Prinzregent Luitpold, in der das geistige und geistliche, wissenschaftliche und wirtschaftliche Leben in Bayern prosperierte. In dieser Zeit der Jahrhundertwende entstanden in den ländlichen Gemeinden Oberbayerns, aber auch in anderen bayerischen Bezirken katholische Männervereine mit dem Ziel, neben der Erhaltung des christlichen Brauchtums und der Repräsentation bei besonderen kirchlichen Veranstaltungen das gesellschaftliche Leben auf der Grundlage des katholischen Verständnisses zu pflegen.

Ganz sicher lagen in der damaligen Zeit der Aufklärung mit den sich verändernden Lebensrealitäten und des Aufbruchs in die Moderne diesen Gründungen von Verbänden für katholische Männer wie für katholische Frauen (Frauenbund) in den oberen katholischen Kirchenkreisen Befürchtungen zugrunde, die katholischen Grundpositionen könnten im Zuge einer zunehmend weltlichen Entwicklung Schaden nehmen. Die damaligen Zusammenschlüsse von katholischen Frauen und Männern, in deren Vorständen die jeweiligen Ortspfarrer als Präses (= geistlicher Rat) mit ihrem geistlichen und beratenden Beistand eine entscheidende Stellung innehatten (so wie es auch heute noch ist), sollten in den Gemeinden einen Hort besonderer Kirchennähe, Glaubensausübung und sittlicher Lebensführung selbst unter einer sich verändernden Lebenswirklichkeit darstellen. Es könnte aber auch so gewesen sein, dass in der damaligen Zeit der verordneten politischen Abstinenz in der Bevölkerung Vereine wie etwa die Männervereine eine verdeckte Möglichkeit zu einem politischen Gedankenaustausch boten.

Ein Jahr vor dem Männerverein Feldmoching gründete sich am 15. März 1903 ein „Landes-Verband der katholischen bürgerlichen Vereine Bayerns“ mit Sitz in München. Dieser Landesverband, dem sich katholische Männervereine, Volksvereine und Kasinos anschließen konnten, war gegründet worden, um der „christlichen Sache  im Allgemeinen zu dienen und im Besonderen die Interessen des katholischen Bürgertums zu fördern sowie dessen Einfluss im öffentlichen Leben zu fördern“, wie es in den Statuten stand. Der Katholische Männerverein Feldmoching trat damals diesem Landesverband bei und hatte an diesen eine Mitgliedsgebühr zu entrichten.
Der Katholische Männerverein Feldmoching formulierte unmittelbar nach seiner Gründung in seiner Satzung unter §1 seinen Zweck wie folgt: „Der Katholische Männerverein hat den Zweck, Männer von katholischer Gesinnung zur Förderung der katholischen Interessen und des geselligen Lebens zu vereinen“.
Weiter heißt es in §2: „Regelmäßig alle Monate und zwar jeden zweiten Sonntag des Monats finden Zusammenkünfte zur geselligen Unterhaltung und Besprechung katholischer Fragen und Angelegenheiten statt“. Schon im April 1904 ist im Kassenbuch der Erwerb von 100 Stück „Statuten“ für 7 Mark vermerkt.
In der jüngsten Fassung seiner Satzung hat der Männerverein unter §1 „Sinn und Zweck“ diesen ersten Wortlaut von vor 110 Jahren praktisch unverändert übernommen.

Nur wenige Dokumente zur Vereinsgründung

Kommen wir zurück zur Gründung des Männervereins Feldmoching. Die einzigen Informationsquellen aus dieser Zeit sind ein gebundenes Mitgliederverzeichnis für die Jahre 1904 bis 1962, in dem bis 1913 auch die monatlichen Beitragszahlungen von je 10 Pfennig, später die Jahresbeiträge akribisch eingetragen sind (Aufnahmegebühr 50 Pfennig), und ein Kassenbuch ab März 1904 bis zum Jahre 1963. Ein Protokollbuch wurde zwar laut Eintrag im Kassenbuch 1914 angeschafft, aber entweder wurde es gar nicht geführt oder es ist verlorengegangen.

Für das Gründungsjahr 1904 sind in einem Verzeichnis insgesamt 46 Mitglieder vermerkt, zuoberst der Bäcker Jakob Fichtl. Da in allen folgenden Jahresmitgliederlisten der 1. Vorstand oben steht, ist davon auszugehen, dass Jakob Fichtl der 1. Gründungsvorstand war, und zwar bis zum Jahr 1914. Ihm folgte für weitere fünf Jahre Markus Loder.

Sehr wahrscheinlich ist es auch, dass die Gründungsversammlung im Gasthaus Kaiser stattgefunden hat. Der „Kaiser“ ist nämlich noch heute das Vereinslokal des Männervereins. Im ersten Mitgliederverzeichnis finden sich Namen wie Cop. Berger (der noch 1904 Pfarrer von St. Peter und Paul wurde), Vikar Gg. Rinsen, Johann Wein, der Maler und Schwiegervater von Paul Huml, Professor Wahler sowie damals wie noch heute bekannte Namen von Bauern und Bürgern Feldmochings.

Von 1881 bis 1904 war Wolfgang Holzapfel Pfarrer in St. Peter und Paul. 1904 dann wurde er Stadtpfarrer in Erding. Pfarrer Holzapfel dürfte den Anstoß für die Gründung des Katholischen Männervereins gegeben haben. Er wurde als 2. Vorstand zugleich Präses des Männervereins. Ihm folgte in diesem Amt für acht Jahre Franz Xaver Berger, der bis 1912 Pfarrer in Feldmoching war. Pfarrer Berger verstarb 1931 in Trostberg, der Männerverein Feldmoching nahm an seiner Beerdigung mit einer Fahnenabordnung teil.

Schon in wenigen Jahren verdoppelte sich die Zahl der Mitglieder nahezu. Einen spürbaren Einschnitt gab es jedoch gegen Ende des 1.Weltkriegs und später noch einmal im 2.Weltkrieg ab etwa 1940 und danach bis Anfang der 1950er-Jahre. Aus beiden Kriegen kehrten etliche Vereinsmitglieder nicht mehr zurück. Und während der Nazizeit kamen spätestens etwa ab 1940, wenn nicht schon vorher im Zuge der Gleichschaltung, die Vereinsaktivitäten praktisch zum Erliegen. Der Verein löste sich aber unter Vorstand Josef Rainer (1937 – 1946) nicht auf.

Der Katholische Männerverein spielte Theater!

Vorstand und Vereinsmitglieder entwickelten sehr schnell Aktivitäten, die sie in die Öffentlichkeit trugen und mit denen sie das geistliche wie das gesellige Bild Feldmochings mitprägten. Es ist schon erstaunlich, dass zu diesen Aktivitäten im besonderen Maße das Theaterspiel zählte. Schon im Gründungsjahr wurden dafür Materialien wie eine Leinwand, Perücken und Stoffe angeschafft, um Kostüme anfertigen zu können. Wer die Kulissenleinwand bemalte? Selbstverständlich Vereinsmitglied Johann Wein! Die Aufführungen fanden im Gasthaus Kaiser statt. Im Kassenbuch sind ab 1905 laufende Ausgaben und Einnahmen aus dem Theaterspielen (bis zu sechs Aufführungen im März und November/Dezember)  eingetragen. Das Theaterspielen brachte in den ersten Jahren gutes Geld in die Vereinskasse. Auch ein Kindertheater gründete man. In späteren Jahren flachte der Ertragssegen jedoch ab, bis man dann das Theater samt allem „drum und dran“ ab Mitte der 1920er-Jahre an andere Vereine wie den Jugendbund und den Musikverein „Guter Klang“ gegen Gebühr auslieh. Theaterspielen hatte in dieser Zeit in Feldmoching viele Anhänger und wurde schließlich vom damaligen Trachtenverein fortgesetzt.

Von Festen für Kindern, Fahnenabordnungen und Seelengottesdiensten

Eine weitere Aktivität waren die Feiern zur Weihnachtszeit, bei denen man Kinder beschenkte. Ferner spendete der Verein Geld an das Kinderheim, rückte, wie auch heute noch, zu kirchlichen und kirchennahen Festtagen am Ort mit seiner Fahnenabordnung aus, feierte regelmäßig das Engelamt und die Seelengottesdienste (gegen eine Gebühr an die Kirchenkasse) und betreute betagte und hilfsbedürftige Mitglieder. Ein Amt für Verstorbene kostete anfangs 4,10 Mark. Diese Gebühren steigerten sich mit der Inflation auf 28 Mark im Jahr 1922 und in der Zeit der Hyperinflation auf bis zu 1 Billion im Jahr 1924. 1925 betrug die Kirchengebühr nur noch 6 Mark. Schon ein Jahr nach seiner Gründung schaffte sich der Männerverein eine Fahne an. Darüber werden wir in einem separaten Beitrag berichten.
Viele weitere interessante Daten kann man in den beiden alten Büchern finden. So ist beispielsweise 1929 eine Zahlung von 2 Mark für die Winterhilfe von Cop. Joseph Grimm vermerkt sowie dessen Verabschiedung mit Kosten von 10 Mark am 1. Mai 1936. Grimm wurde Pfarrer in Untermenzing, ehe er 1939 nach Götting nahe seiner Heimat versetzt wurde. Die SS ermordete ihn noch am 28. April 1945, weil er sich weigerte, die am Kirchturm gehisste weiß-blaue Flagge gegen eine Hakenkreuzfahne auszutauschen.
Oder der Vermerk über 12 Mark für ein Geschenk zum Ehrendiplom von Geistlichem Rat Franz Xaver Berger und für die Teilnahme und das Geschenk zur Fahnenweihe der Freiwilligen Feuerwehr Fasanerie-Nord.

Der 2. Weltkrieg schwächte den Verein enorm

Nach den schweren und verlustreichen Kriegs- und Nachkriegsjahren ging es mit dem Männerverein nur langsam wieder aufwärts. Erst als Carl Kiening 1972 zum Vorstand gewählt wurde, schuf sich der Verein neue Aktivitäten und kam zu neuen Kräften. Carl Kiening verstarb im Jahr 1979. Seine Nachfolge trat sein bisheriger Stellvertreter Franz Pabst an. Pabst führt den Katholischen Männerverein Feldmoching nun bereits im 34. Jahr mit Umsicht und vielen Inhalten. An seiner Seite standen als Präses des Vereins die Pfarrer Ignatius Blenninger, ab 1984 Toni Wolf, ab 1996 Ulrich Babinsky, ab 2001 Christoph Huber, ab 2007 Wernher Bien und seit 2010 Pfarrer und Geistlicher Rat Johannes Kurzydem. In den Jahren 2010 bis 2012 amtierte in der Pfarrei St. Peter und Paul auch als Pfarrvikar Pfarrer Hippolyte Ibalayan. Heute ist der katholische Männerverein Feldmoching mit seinen mehr als 100 Mitgliedern der größte derartige Verein unter den in ihrer Pfarrei eingebundenen Männervereinen im Bereich der Erzdiözese München und Freising.

Der Männerverein ist vielfältig aktiv

Übers Jahr verteilt kommen die Mitglieder immer wieder zu vereinsinternen und öffentlichen Veranstaltungen zusammen, etwa zu ihrer Jahresversammlung mit Vorstandsneuwahlen alle vier Jahre oder zum Hauptfest am Tag des Namenspatrons, des heiligen Joseph, am „Josefitag“, den 19. März mit Starkbierprobe und einer deftigen Starkbierrede, die sich aus Geschehnissen des Vereins und der Pfarrgemeinde speist. Der Männerverein unternimmt einen Kreuzweg zur Fastenzeit und eine Maiandacht. Die Mitglieder nehmen teil an einem Einkehrtag, zusammen mit dem Herrn Pfarrer oder dessen Stellvertreter, sie führen die Aktion „Vitaminspritze“ zum Erntedankfest durch, sie halten einen Oktoberrosenkranz ab und laden zum Rorateamt mit gemeinsamem Frühstück. Die Einnahmen aus dem Verkauf der „Vitaminspritzen“ (die Zutaten spenden Feldmochinger Bauern und Gärtner) und einen Teil der Jahresmitgliedsbeiträge spendet der Männerverein für wohltätige Zwecke. Im Jahr 1991 schloss der Männerverein eine Patenschaft mit der Pfarrei Stollberg/Lugau/Oelsnitz im Erzgebirge. Seine Beiträge zur Renovierung der Marienkirche in Stollberg und der Herz-Jesu-Kapelle in Lugau bleiben Zeugnis christlich-brüderlicher Verbundenheit.

Die Fahnenabordnung mit der inzwischen 108 Jahre alten Männerfahne rückt zu allen Kirchenfesten und Veranstaltungen, zu Beerdigungen von Mitgliedern und zu öffentlichen Veranstaltungen mit Fahnenabordnungen in Feldmoching und im 24. Münchner Stadtbezirk aus.

Reinhard Krohn/Lokalanzeiger, Ausgabe 21 vom 1.11.2013